Alternative zu Schmerzmitteln „CBD wird THC um Längen abhängen“

(Foto: picture alliance / empics)

Spätestens durch die Zulassung von medizinischem Cannabis haben Investoren Marihuana-Unternehmen für sich entdeckt. Nach einer ersten Talfahrt sind Anleger inzwischen wieder bullisch, sagt Synbiotic-Gründer Müller ntv.de. Das größte Potenzial sieht er aber nicht im Geschäft mit berauschendem THC.

Von den Vereinten Nationen kam Ende vergangenen Jahres ein positives Signal für Cannabis-Unternehmen. Die Kommission für Suchtstoffe stimmte dafür, Cannabis für medizinische Zwecke aus der Kategorie der gefährlichsten Drogen der Welt zu streichen. Welche Chancen ergeben sich daraus für Cannabis-Unternehmen?

Lars Müller: In Amerika herrschte vor einigen Jahren bereits eine große Goldgräber-Stimmung. Viele Unternehmen wollten von dem Cannabis-Hype profitieren und haben sich auf den Anbau von Cannabis gestürzt. Ein Überangebot hat dann auf den Verkaufspreis gedrückt. Mit dem Preisdumping wurde eine Talfahrt eingeleitet. Das Geschäft war plötzlich nicht mehr profitabel und viele Anleger wurden abgestraft. Nach und nach fangen Cannabis -Firmen jetzt wieder an zu wachsen. Unternehmen, die sich anfangs auf den Anbau spezialisiert haben, stellen sich breiter auf und bauen eigene Marken auf – auch, um die Verkaufspreise besser kontrollieren zu können. Joe Bidens Sieg bei den US-Präsidentschaftswahlen schürt die Hoffnung, dass sich der US-Markt weiter öffnen wird. Das stimmt auch die Anleger wieder bullisch.

In den USA mag das anders sein, aber in Deutschland hat Cannabis noch immer ein Image-Problem, oder?

In den USA kommen Menschen viel leichter an medizinisches Cannabis. Dort ist auch das psychoaktive Cannabis weniger in Verruf. In Europa rückt der therapeutische Ansatz jetzt erst langsam in den Fokus. Die Menschen erkennen: Hanf und Cannabis sind nicht per se eine gefährliche Droge, sondern können das Leben auch vereinfachen. Aber klar, die Branche leidet noch unter einem Stigma. Das ändert sich aber langsam, gerade auch in Deutschland.

Verpasst Deutschland den Cannabis-Boom?

Nein, gar nicht. Es gibt kein Land in Europa, das so fortschrittlich mit medizinischem Cannabis ist wie Deutschland. Nach der Legalisierungen vor zwei Jahren verkaufen inzwischen immer mehr Apotheken medizinische Blüten und immer mehr Ärzte sind auch bereit, ihren Schmerzpatienten THC zu verschreiben. Im Vergleich mit den USA ist das aber natürlich erst der Anfang.

Wo sehen Sie noch Wachstumspotenzial?

Der THC-Markt wird weiter wachsen. Das größte Potenzial sehe ich aber in dem Geschäft mit nicht-psychoaktiven Cannabinoiden, die nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Forschungen zeigen, was für ein großes therapeutisches Potenzial darin liegt. In den nächsten fünf bis zehn Jahren wird in diesem Bereich extrem viel entstehen. CBD wird THC meiner Meinung nach auch um Längen abhängen. Allein der Markt um Themen wie Schmerz, Angst und Schlaf ist riesig und wird gerade noch von pharmazeutischen Produkten dominiert. Wir reden hier von Multimilliarden.

Inzwischen gibt es immer mehr Firmen, die CBD-Produkte vertreiben. Kann ihnen ein Überangebot wie das der Anbauer vor einigen Jahren gefährlich werden?

Die Marken kontrollieren ihren Verkaufspreis ja selbst. Ich habe mich in den vergangenen Monaten darüber gefreut, dass die Rohstoffpreise sinken. Dadurch vergrößert sich die Marge. Deswegen kann man das mit der Talfahrt vor einigen Jahren nicht vergleichen. Aber klar: Momentan ist das ein heißes Thema, das auch viele schwarze Schafe anzieht. Der Markt konsolidiert sich langsam und es kristallisieren sich die professionellen Player heraus.

Glaube Sie, dass die Menschen gut genug aufgeklärt sind, um unseriöse Unternehmen zu erkennen?WAS UNTERSCHEIDET CBD VON THC?

CBD steht für Cannabidiol. Das ist einer von mehr als 100 Wirkstoffen, die sich in der Cannabispflanze wiederfinden. Anders als THC, das bekannteste Cannabinoid, hat CBD keine berauschende Wirkung und fällt damit nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Es wirkt trotzdem, nur anders. Die Forschung sagt, dass es zum Beispiel beim Konzentrieren hilft und man damit besser schlafen kann. Auch Entzündungen können vermieden werden, Muskeln scheinen sich nach dem Sport besser zu entspannen.

Absolut nicht. Da sind wir noch ganz am Anfang. Nur die wenigsten wissen, was CBD von THC unterscheidet. Wir müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten, das therapeutische Potenzial ist noch sehr unentdeckt.

Wie kann sich das ändern?

Wir sind in Deutschland im Online-Marketing schwer eingeschränkt. Wir dürfen keine Facebook-Werbung schalten, wir dürfen keine Google-Werbung schalten und nichts über Heilung und Dosierung sagen. Wir können nur auf Dritt-Seiten aufklären. Was aber spannend ist: Viele Menschen wissen, dass es ihnen nicht guttut, wenn sie dreimal täglich Ibuprofen nehmen. Immer mehr suchen deswegen im Internet nach pflanzlichen Alternativen, lesen sich ein und stellen fest: CBD ist eine gute Alternative zu Schmerzmitteln.

Mit Lars Müller sprach Juliane Kipper

Quelle: https://www.n-tv.de/

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